Zu früh am Bahnhof, oder auch zu spät. Naja, eigentlich wollt ich sowieso mit dem Zug um 22:29 Uhr fahren, aber es ärgert mich trotzdem, dass ich gerade bei diesen Minus Temperaturen den vorigen Zug um genau zwei Minuten verpasst habe. Der Bahnsteig ist leer und meine Hoffnung auf eine Verspätung, trotz Schneelage auch weg. So sitz ich im Warteraum, der jetzt Video überwacht wird, ein schängelndes Auge am Eingang verweist darauf. Ich grins in die Kamera. Ein Kinder-Bueno lächelt zurück, aber der eine Euro ists mir nicht wert. Zeit vergeht und mehr Menschen betreten den Warteraum und ich bemerke, dass Freitag ist. Woran? Vor allem an der Kleidung der Jugendlichen. Trotz der Temperaturen tragen die Mädchen ihre süßen, viel zu kurzen Jacken und ihre süßen überaus engen Hosen. Die Make-up Menge in Ihren Gesichtern ist verhältnismäßig vergleichbar mit meiner wöchentlichen Ration. Ich lächle Ihnen zu und denke dabei an Harnwegsinfektionen und Eierstockentzündungen. Außerdem, dass ich in dem Alter, der Schönheit wegen genau so angezogen war. Was hat die Mama immer gsagt: „Bitte zieh da an langen Pullover an, kannst ihn ja dann eh gleich ausziehn, oba du verkühlst da die Blasn.“ Recht hats gehabt, die Mama und ich geb das Recht haben zumindest hierzu auch weiter. Zum Beispiel hatte Nina heute Abend nur ein hautenges T-shirt und eine „hört unterm Busen auf Weste“ an. Konnts mir nicht verkneifen „Is dir net kalt?“, „Ja.“
Zeit vergeht und „Achtung Bahnsteig Zwei“ fährt ein. Ein leerer Wagon, fast leer. Ein kleiner sehr laut telefonierender Chinese und ich werden zusammen die Fahrt nach Wien antreten. Hör Ihm nicht zu, bin auf die Tonspuren fixiert, aber er wird lauter! Klosterneuburg-Weidling, die Worte mit lauten I’s und U’s vermehren sich. Nussdorf: ich glaub er ärgert sich über irgendetwas. Mich ärgerts auch und ich dreh von Vol.35 auf Vol.40. Spittelau: Telefonat beendet! Doch nicht still, er hat ein Lied angestimmt und trällert. Ich halt ihm noch die Tür auf, wieder ins Kalt und lächle ihm zu. Er dankt für die aufgehaltene Türe und läuft hinaus. Ich summ sein Lied noch zu Ende und begeb mich auf die unendliche Weite der Porzellangasse.
1 Kommentar:
Ist zwar anonym, weisst eh von wem.
solltst Schrifstellerin werden, oder doch was anders? hast soooo viele Talente, bin sehr stolz auf dich!! hab dich lieb
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